An alle Eulen, die Marathon laufen:
Ich brauche eure Hilfe! Wie schafft ihr es vormittags bereits Höchstleistung abzurufen?
An alle Lerchen:
Ihr haltet die folgenden Schilderungen vielleicht für Ausreden. Mitnichten. Ich schildere hier eine Episode aus den zahlreichen Diskriminierungen, die späte Chronotypen permanent erleben. Die Welt – und insbesondere die Wirtschaft – wird von Frühaufstehern dominiert. Das verschafft allen Eulen einen lebenslangen Nachteil.
Ich trainiere für den KölnMarathon am 1. Oktober. Halbe Distanz. Mein komplettes Trainingsprotokoll seit Ende 2022 findest du hier.
Spät habe ich realisiert, dass der Start morgens um 9 Uhr stattfinden wird. Ich bin Chronotyp Eule. Nach eigener Analyse recht extreme Eule. Entsprechend habe ich morgens wenig Energie und bin abends auf Hochtouren. Morgens ist mein Kreislauf schwach, die Körpertemperatur im Keller, abends das Gegenteil. Für gewöhnlich treibe ich in den Abendstunden Sport. Mein Training für den Marathon hat ebenso vorwiegend abends stattgefunden.
Seit drei Wochen versuche ich nun mein Lauftraining in den Vormittag zu ziehen. Bisher scheitere ich kläglich. Letzte Woche habe ich es nicht mal bis auf die Straße geschafft. Mir wurde bereits vorher schwarz vor Augen. Mein Kreislauf signalisierte: No way!
Heute dann ein neuer Versuch:
11:30 Uhr, 40 Minuten moderates Lauftraining.
Das muss doch zu schaffen sein…
…es war die Hölle. Bereits nach 5 Minuten leichtem Laufen war ich im oberen Herzfrequenzbereich. Und da kam ich auch nicht mehr raus, es sei denn ich bin extrem langsam gelaufen oder gegangen. Sobald ich dann wieder moderat lief, dauert es nur wenige Minuten bis ich wieder im hohen Herzfrequenzbereich war. Da blieb ich dann bei etwa 175 BPM. So habe ich mich gut 40 Minuten gequält.
Wenn ich abends laufe, habe ich diese Probleme nicht mal ansatzweise. Letzten Donnerstag bin ich doppelt so lange gelaufen; 11,5 km ohne Probleme.
Es ist schon erstaunlich: Abends erscheinen mir 21 km machbar, vormittags völlig utopisch.
Stand heute sehe ich kaum eine Chance am 1. Oktober um 9 Uhr morgens 21 km zu laufen. Aber: Ich gebe noch nicht auf. Ich werde weiter versuchen, mein Training in den Vormittag zu ziehen. Zumindest ein Lauf pro Woche. Abends die härteren Läufe, morgens moderat. Und sollte ich es bis zum 1. Oktober nicht schaffen, für vormittags genug Energie aufzubringen, werde ich abseits des offiziellen Laufs nachmittags meinen persönlichen Versuch unternehmen.
Findest du chronotypische Schilderungen aus meinem Leben als Eule interessant? Ich überlege, „Aus dem Leben einer Eule“ zur Serie zu machen. Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, ob dich das Thema interessiert.