Vergangenen Sonntag war der Tag der Tage:
1. Oktober – KölnMarathon.
Ich war angemeldet für die halbe Distanz.
Startzeit: 9:00 Uhr. Startnummer 12208.
Wie verlief der Halbmarathon für mich?
Darum geht es in diesem Artikel…
Übersicht
Eulen und sportliche Leistung
Wie ich unter anderem hier schon einmal geschildert habe, bin ich ein später Chronotyp (eine Eule). 9 Uhr ist für mich keine Zeit für Höchstleistung. An den meisten Tagen bin ich um diese Uhrzeit nicht mal wach…
Ich habe über die vergangenen Wochen versucht, meine Lauftrainings in den Vormittag zu verschieben. Hierbei bin ich klar gescheitert. Zeiten deutlich vor 14 Uhr liegen für mich in einem Bereich niedriger Energie: Mein Kreislauf ist eher schwach und die Körpertemperatur im Keller. Im Laufe des Tages verkehrt sich das ins Gegenteil. Mein Energielevel steigt, ich komme auf Hochtouren.
Zur Leistungsfähigkeit verschiedener Chronotypen gibt es wissenschaftliche Untersuchungen. Demnach kann die Leistung von Eulen am Morgen um bis zu 26 % niedriger sein als in den Abendstunden.
Roland Brandstaetter hat sich Sportler verschiedener Chronotypen als Probanden gesucht. Er machte Versuche, wann sie im Tagesverlauf die größte Leistung bringen können.
„Wenn wir uns die Leistungskurven einer Lerche anschauen, dann sehen wir, dass schon am frühen Morgen im Prinzip die Leistung bei ungefähr 90 Prozent der Maximalleistung ist. Das heißt, die Schwankung ist eigentlich relativ gering. Das Leistungsmaximum wird dann erreicht, ungefähr mittags. Und dann nimmt es wieder ab im Laufe des Nachmittags.“
Bei den Eulen zeigt sich ein anderer Verlauf. In den Tag starten sie spät und relativ schlapp. Sie steigern sich langsam von Stunde zu Stunde, um schließlich am Abend ihre Maximalleistung zu erreichen. Und die kann dann sogar um gut ein Viertel höher liegen als in der ersten Zeit nach dem Aufwachen.
„Was man daraus schließen kann ist: Eine Eule, die ein guter Marathonläufer ist, wird an einem Marathon, der am Morgen stattfindet, nicht die Bestleistung bringen können.“
Quelle: Chronobiologisches Doping – Leistungsvermögen hängt von Innerer Uhr ab (Deutschlandfunk)
Late-Start
Im Vorfeld des KölnMarathon hatte ich bei den Organisatoren nachgefragt, ob es eine Möglichkeit für einen Late-Start gibt. Dem war nicht so, und aus organisatorischen Gründen ist das auch nachvollziehbar.
Ich laufe nicht!
In der Woche vor dem KölnMarathon habe ich entschieden, dass ich nicht um 9 Uhr morgens wider meine Natur antreten werde. Ich bin kein Profisportler, und mir war das Risiko, die Halbmarathon-Distanz nicht zu schaffen, oder – noch schlimmer – Herz-Kreislauf-Probleme zu bekommen, zu hoch.
Außerdem habe ich es satt, permanent als Eule benachteiligt zu werden.
Auf die mentale Belastung und psychische Qual eines erzwungenen Früh-Starts für eine Eule möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Hierzu folgt evtl. ein ausführlicher Artikel zu einem späteren Zeitpunkt.
Ich bin gelaufen!
Mein persönlicher KölnMarathon fand dennoch am 1. Oktober statt. Ich bin gegen 15:45 Uhr meinen eigenen Halbmarathon auf der rechten Rheinseite gelaufen.
Meine Laufstrecke
Ich bin vom Sportpark Höhenberg aus durch die Parks und Grünflächen der Stadtteile Holweide, Dellbrück, Brück, Rath, Ostheim und Vingst gelaufen. Ehrlich gesagt, ist die Strecke deutlich schöner als der Lauf auf Asphalt im Innenstadtbereich.
Meine Leistung
Insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden, auch wenn die letzten 4 – 5 km doch ziemlich quälend waren. Ich musste die ein oder andere Gehpause machen. Ich hätte wohl noch etwas mehr Training benötigt, um konstant durchzulaufen.
Die Apple Watch weist eine Netto-Zeit von 02:25:46 für den Halbmarathon aus.
Komischerweise stimmt das nicht ganz mit der Trainingsaufzeichnung überein. Ist für mich persönlich aber nicht so wichtig.
Fazit
War das Startgeld für den Köln Marathon nun eine Verschwendung? Hm. Nun ja. Ich finde nicht! Ohne das konkrete Ziel am 1. Oktober fit genug zu sein, um einen Halbmarathon zu laufen, hätte ich wohl deutlich weniger trainiert. Und ich hätte auch kaum die Disziplin aufgebracht, abseits des offiziellen Laufes meinen eigenen Lauf durchzuziehen.
Ich nehme mir vor, an dem ein oder anderen Lauf teilzunehmen, der besser zu meinem zirkadianen Rhythmus passt. Zum Beispiel der Silvesterlauf in meiner Nachbarschaft. Hier startet der Wettbewerb je nach Ambition um 12 oder 13 Uhr. Es sind auch nur 10 Kilometer. Neues Ziel: Am 31.12. die 10 km unter 60 Minuten.
ACHTUNG: Rant-Alarm
Ganz kurz noch… ich muss mir hier mal Luft machen!
Ich kann es einfach nicht mehr hören. Diese Belehrungen von Lerchen…„Du hast dein Leben einfach nicht im Griff… das ist alles nur eine Frage der Disziplin… du musst deinen Rhythmus umstellen… regelmäßig morgens früh einen Wecker stellen…“
Nein, sorry, das ist alles Bullshit. Das ist gegen meine Natur und hätte gesundheitliche Folgen. Ich bin per Veranlagung ein später Chronotyp. Das lässt sich nicht „umstellen“. Ein großer Teil der Eulen in unserer Gesellschaft ist schlicht dazu gezwungen, sich den Lerchen unterzuordnen. Meist aus existenziellen Gründen. Das ist ein systemisches Problem.
Wir bemühen uns in der Gesellschaft gegen Diskriminierung der verschiedensten Minderheiten und Subkulturen vorzugehen. Und ich möchte diese Notwendigkeit in keiner Weise schmälern! Aber wann kümmern wir uns endlich um ca. 30 % der Gesellschaft, die ihr Leben lang wirtschaftlich und gesundheitlich benachteiligt werden? Es geht hier nicht um eine kleine Gruppe!
Findest du chronotypische Schilderungen aus meinem Leben als Eule interessant? Ich überlege, „Aus dem Leben einer Eule“ zur Serie zu machen. Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, ob dich das Thema interessiert.