Spotify zerstört das Medium Podcasts.
Warum ich dieser Meinung bin?
Das erfährst du in diesem Artikel.
Starten wir mit einer Einordnung:
Was ist ein Podcast? Wo kommt das her? Wo gehört das hin?
Podcasts sind keine neue Erfindung; erst recht keine von Spotify!
Der Name Podcast kommt daher, dass man (Radio-)Sendungen (Casts) runtergeladen und über ein Abspielgerät (Pod/iPod) offline gehört hat; im Prinzip non-linearer Konsum von Radioinhalten. Podcasts gibt es bereits seit Anfang der 2000er Jahre. 2005 veröffentlichte Apple iTunes Version 4.9, die nativ Podcasts verwalten und mit dem iPod synchronisieren konnte. Der Erfolg des iPod in Verbindung mit iTunes führte zum ersten Podcast-Boom. Ich war schon damals ein großer Fan dieses orts- und zeitunabhängigen Hörvergnügens. Anfangs waren es vor allem Sendungen öffentlich-rechtlicher Sender hier in Deutschland, die ich auf meinen iPod geladen habe.
Podcast ist ein offenes Format und basiert auf einem RSS-Feed über den Audiodateien (Video ist ebenfalls möglich) gelistet, verlinkt und veröffentlicht werden. Über Client-Apps (auch Podcatcher genannt) lassen sich diese Audioinhalte dann herunterladen und der Podcast kann abonniert werden. Jeder Podcast hat einen eigenen RSS-Feed in welchem die einzelnen Episoden katalogisiert sind.
Podcasts haben nichts mit exklusivem Content zu tun der auf einer einzelnen Platform weggesperrt wird. Das ist dann kein Podcast! Das ist eine andere Form. Ein kommerzialisierter Audioinhalt.
Um es klar zu sagen, ich bin nicht gegen die Vermarktung von Podcasts. Ich bin auch nicht gegen Werbung in Podcasts. Ich bin nur dafür das Format offen zu halten. Es gibt andere Möglichkeiten Podcast zu monetarisieren (z.B. https://lollipod.de). Der weit überwiegende Teil der Podcaster monetarisiert bis heute unabhängig. Und das ist auch gut so. Das Format muss dem Ursprung gemäß offen bleiben; über verschiedene Plattformen und Endgeräte konsumierbar sein. Andernfalls handelt es sich eben nicht um einen Podcast.
Es gibt zahlreiche Podcast-Player die weiterhin dem Podcast-Prinzip folgen.
Natürlich muss hier der Pionier Apple genannt werden. Hier wurde iTunes inzwischen verabschiedet, und es gibt eine dezidierte Podcast-App.
Über alle Plattformen hinweg gibt es zudem ausreichend Alternativen.
Meine persönliche Empfehlung ist PocketCasts. Ebenfalls empfehlenswert ist Overcast.
Die oben genannten Podcatcher unterstützen zudem zahlreiche Zusatzfunktionen, die das Podcast hören deutlich erweitern. So z.B. Kapitel-Marken, Kapitel-Bilder, umfangreiche Shownotes, Verlinkung, ausgeklügelte Verwaltung mit Playlists, Filtern, etc.
Liebe Podcast-Hörer:
Bitte nutzt Podcast Player, die den offenen Standard unterstützen! Hört keine Podcast über Spotify! Sollte ein einzelner Podcast den ihr hören wollt Spotify exklusiv sein, dann hört bitte nur diesen einen Podcast über Spotify.
Liebe Podcaster:
Unterstützt nicht das wegsperren eurer Inhalte. Behaltet die Hoheit über euren Content. Vermarktet euren Podcast selber! Spotify wirft einem polarisierenden Dampfplauderer wie Joe Rogan 100 Millionen hinterher und hält Künstler an der kurzen Leine. Wie kann man das richtig finden?
Liebes Spotify:
Wenn ihr Podcasts monetarisieren möchtet, dann bitte demokratischer. Hier könnte ja auch wie bei Musik per Stream gezahlt werden. Dann würden die Großen immer noch am meisten verdienen, aber jeder kleine Podcaster einen Krümel vom Kuchen abbekommen. Bitte bezahlt die Künstler besser! Gebt nicht wenigen streitbaren Celebrities überproportional viel Geld.
Abschließend möchte ich auf einen Rant von Olli Schulz im Podcast „Fest & Flauschig“ (ein Spotify Exclusive ironischerweise) verweisen:
…Das ist hier ne große Musikplattform. Und diese große Musik-Plattform wurde ne immer größere Podcast-Plattform. Und es hieß am Anfang …ja, die Künstler hier werden nicht so gut bezahlt, die Musik. Es wird hier in Pfennigbeträgen bezahlt. Aber, das war immer das Versprechen dieser großen Plattform, dass die Künstler irgendwann, wenn dann hier genug Künstler sind besseres Geld kriegen. Aber momentan sehe ich nicht, dass hier irgend n Musiker besseres Geld kriegt. Was ich aber sehe ist, dass ganz viele Leute ganz viel Geld kriegen: Joe Rogan kriegt 100 Millionen für seinen Vertrag von Spotify, […] Megan & Harry bekommen 20 Millionen für ihren Podcast. 280 Millionen zahlt Spotify dafür, dass sie die Werbung für den FC Barcelona machen.
Es wird unfassbar viel Geld auf einer Musik-Plattform für alle möglichen Sachen ausgegeben, aber nicht für die Musiker. Und das beschäftigt mich schon lange. Und ich bin nicht nur einfach Moderator, sondern ich bin Musiker. Und das bin ich seit über 20 Jahren. Und ich liebe Musik über alles. Wenn ich aber auf einer Musik-Plattform arbeite, auf der es um alles andere geht, außer für Musik, außer vielleicht für Adele und Rammstein und Künstler die hier eingekauft worden sind, auch für hohe Beträge, aber ich sehe dass kleine Künstler – und ich zähle mich immer noch selber dazu – wenn ich bei denen sehe, dass da nichts passiert in den letzten 6 Jahren, sondern alles andere gemacht wird mit dieser Plattform, dann ist das keine Musik-Plattform mehr und dann weiß ich in manchen Momenten nicht, ob ich hier noch richtig bin. Und dieser Gedanke – den muss ich hier einfach mal aussprechen.
Fest & Flauschig „Olli ist Nichtraucher“, 12.02.2022, Abspielposition 01:03:31
Hier die Podcast-Episode:
Fazit
Spotify: Bezahlt endlich die Künstler / Musiker besser
Podcaster: Bleibt unabhängig. Lasst euch nicht von Spotify einsperren.
Podcast-Hörer: Benutzt echte Podcatcher.
Musik-Liebhaber: Hört die Musik eurer Lieblinskünsler auf einer anderen Plattform. Wenn euch ein Song oder Album besonders gefällt, dann kauf die Platte (analog oder Download). Geht auf Konzerte.
Olli Schulz & Jan Böhmermann: Befreit euch von Spotify.